Aspettando Re Lear

King Lear ist eine Tragödie, die seit jeher als perfekte Darstellung der menschlichen Kondition anerkannt ist. In ihr sehen wir das Zerbrechen zweier Wertesysteme: des mittelalterlichen und des Renaissance-Wertesystems. Der König ist die Verkörperung des Patriarchen, des Monarchen und des Ruhmes der europäischen Ära.
Sein Tod zeigt die Vergänglichkeit dieser Machtstrukturen, deren Ruinen unsere Charaktere jetzt bewohnen, als ob sie in die Leere stürzen. Wenn in seiner instabilen Welt alles verloren ist, bleibt nichts, und genau mit diesem Nichts muss Edgar, der nach Lear den Thron besteigen wird, sich zuerst auseinandersetzen. Es ist, als ob der Protagonist die unvermeidliche Leere vorausahnt, die uns als Ergebnis der zerfallenden permanenten Ordnung erwartet.

Die Aufführung konzentriert sich auf den entscheidenden Moment der gesamten Tragödie, dargestellt durch den Sturm, der den König trifft, während er durch das trostlose Land wandert, um dem Desaster zu entkommen, das er mit seinen geliebten Töchtern angerichtet hat. Begleitet vom Grafen von Kent und dem treuen Narren, ist er hilflos Zeuge der Zerstörung der natürlichen Ordnung. Lear liebt nur sich selbst und die Liebe, die ihm zur Wahnsinn geführt hat. Doch während des Sturms erfährt er eine Metamorphose: Angesichts des Zorns der Natur wird er demütig, er muss keinen Unterschlupf suchen, erkennt, dass sein wahrer Schmerz tiefer geht. Der Sturm ist der Höhepunkt des Chaos, dem er sich letztlich hingeben muss, zurückkehren zum Menschen unter den Menschen—schwach, bitter, erschöpft—aber endlich befreit von der Krone, die ihn in die Zerstörung geführt hat. Die Konsequenzen der Blindheit der Eltern müssen die Kinder tragen.