Robert Doisneau: le Temps Retrouvé In Senigallia ist die große internationale Autorenfotografie wieder zu sehen

In Senigallia ist die große internationale Autorenfotografie wieder zu sehen. Nach dem Erfolg der Ausstellungen von Ara Guler und Leo Matiz ist vom 29. März bis 2. September 2018 im Palazzo del Duca die retrospektive Ausstellung “Robert Doisneau: le Temps Retrouvé” zu sehen. Sie ist dem berühmten französischen Fotografen, dem Pionier der Straßen- und Reportagefotografie gewidmet, der die zeitgenössische Kultur so stark geprägt hat, dass er selbst zu ihrem Symbol geworden ist.

Die Ausstellung, deren Plakat der Presse vorgestellt wurde, ist eine Initiative der Stadt Senigallia in Zusammenarbeit mit dem Atelier Robert Doisneau und dem Beitrag der Fondazione della Cassa di Risparmio Jesi. Ausstellungskurator ist ONOartecontemporanea.

Ein einmaliges Ereignis, das Senigallia als Stadt der Fotografie und Anziehungsort für angesehene internationale Ausstellungen legitimiert. Ein Event, das sich in das Netz der Realitäten des Gebiets einfügt, die Kunst und Fotografie zu einem unabdingbaren Merkmal der eigenen kulturellen Identität machen.

Wenn wir heute wie selbstverständlich davon ausgehen, dass der Mann auf der Straße mit seiner Ironie und Selbstbestimmtheit die zentrale Gestalt der Fotografie ist, und wenn wir die Street Photography als Epitome der Moderne und die Street Culture als authentischste Ausdrucksform des Zeitgenössischen feiern, verdanken wir dies gewiss auch Doisneau.

Was ihn aber zeitgenössisch schlechthin macht, ist die Tatsache, dass trotz allem Anschein in vielen seiner Aufnahmen nichts Zufälliges und „Gestohlenes“ zu sehen ist. Viele seiner Fotografien wurden im Voraus bis ins letzte Detail geplant. Es sind Bilder, die eine in Wirklichkeit inszenierte Natürlichkeit vortäuschen. Eine äußerst aktuelle Sprache für die Fotografie, mit der er seiner Zeit voraus war. Wenn man an die jüngsten Tendenzen der zeitgenössischen Mode- und Werbefotografie denkt – die die sich durch das Aufkommen des Internets und der sozialen Medien verbreitete Sprache immer stärker imitieren, und wo das Alltägliche gekonnt mit scheinbarer Natürlichkeit nachgestellt wird, wo hohe und niedrige, formelle und informelle Kunst sich vermischen – wird einem klar, dass Doisneau ein Vorreiter seiner Zeit war. Selbst die Fotografie “Le Baiser de l’hôtel de ville”, die man auf den ersten Blick für eine Zufallsaufnahme schlechthin halten könnte, war gestellt. Letztendlich kam Doisneau aus der Welt der Graphik und Werbung, wo er gelernt hatte, die Bilder für das Auge lesbar zu gestalten. “Le Baiser de l’hôtel de ville” ist also das Ergebnis eines geschickt gestalteten, künstlerischen Backgrounds. Während er an einem Auftrag für die amerikanische Zeitschrift „Life“ arbeitete, bat er ein Passantenpaar sich für ihn zu küssen. Und so entstand eine der ikonischsten Bilder der Geschichte der Fotografie.

Die Ausstellung “Robert Doisneau: le Temps Retrouvé” erzählt die Arbeit des französischen Fotografen und Künstlers mit 50 seiner ikonischsten Aufnahmen, die einen Querschnitt seiner umfangreichen Produktion und seiner Thematiken bietet: Kinder, Straße, öffentliche Orte, das Alltagsleben, aber auch die großen Figuren der Kultur in der Mitte des 20. Jahrhunderts, neben Werkstätten von Handwerkern, den Peripherien und dem Land.